Getriebe reparieren

Alles rund um die hohe Kunst der Schaltakrobatik sowie Instandsetzung der Getriebeeinheit und Achsen
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Mr. Stone
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Getriebe reparieren

Beitrag von Mr. Stone »

Hallo liebe Spitifahrer,

im Frühjahr hatte ich bei meinem Spitfire aufgrund leichter Inkontinenz Getriebeöl W80-90 nachgefüllt. Dananch klang es im 2. und 3. Gang eher so, als hätte ich Kandiszucker eingefüllt (oder so wie Omas Kurbelkaffeemühle). Schalten und fahren ging aber problemlos über die Saison. Nun möchte ich mich der Sache annehmen und würde zunächst das Getriebe über den Beifahrersitz ausbauen. Soweit ich mit meinem Halbwissen weiss, ist im 4. Gang das Getriebe sozusagen kurzgeschlossen und funktioniert ohne Zahnräder. Daher tippe ich auf ein defektes Lager der Nebenwelle.
Ich wäre Euch für Hinweise und Tipps zu diesem Vorhaben sehr dankbar und hoffe, wenn Fragen auftauchen auf Eure Mithilfe. Ach ja, die Getriebenummer ist FH 36381. Vielleich wäre ja auch ein Tauschgetriebe eine Anlternative?

Schraubergruß vom Frank
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isebjoern
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von isebjoern »

Bringe es zu Volker Hermann. Ist auch nicht zu weit von dir. Tausch Getriebe weiß man nie was man bekommt.
Gruß Jörn GT6 MK3 1972
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kamphausen
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von kamphausen »

http://www.getriebe-overdrive.de/

Vorher mal anrufen...
Hab jetzt schon aus diversen Richtungen gehört, er würd nix mehr machen...

Peter
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Mr. Stone
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von Mr. Stone »

Hallo,
ich habe das Getriebe inzwischen ausgebaut und geöffnet. Auffällige Geräusche sind jetzt nicht mehr zu hören und Beschädigungen habe ich auch nicht festgestellt. Auch keine Teile oder Späne am Getriebeboden. Allerdings hat das Getriebeeingangslager etwas Spiel: axial: 0.45mm gemessen zwischen Selenring und Anlaufscheibe außen, radial: 1,6mm gemessen am Ende der Achse. Das ist meiner Meinung nach etwas viel, was meint Ihr?
Die Lager der unteren Welle laufen geräuschlos und ohne Widerstand, wenn ich die Zahnräder fixiere und die Welle drehe. Auch wenn ich die Gänge einlege und drehe ist nichts auffälliges zu hören oder zu spüren. Auch unter Last nicht.
Wie dick soll denn die Dichtung am Gehäuse der Getriebeausgangswelle sein? Bei mir war eine relativ dicke Papierdichtung eingebaut, was ja evtl. dazu führt, dass sich das Getriebeausgangslager nach außen verschiebt ( war bei mir nach Abzug des Gehäuses ca. 5mm weiter nach außen gezogen) oder das Zahnrad des Rückwärtsgangs Kontakt zu einem anderen Zahnrad bekommt.
Beim Getriebeöl bin ich mir nicht sicher. Da die Zahnräder schräg verzahnt sind, müsste doch eigentlich Hypoidöl eingefüllt werden, oder?
Ich sage schon jetzt mal Danke an Alle, die hier antworten.
Gruß
Frank
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marc
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von marc »

Das müsste ein 3 Rail Getriebe für den 1300er sein. Vollsynchronisiert. Mit axialem Spiel der Eingangswelle meinst Du, Du kannst Welle inklusive Lager vor und zurück bewegen. Das ist normal. Auch die 1,6mm radial sind nicht bedenklich, wenn die Bronzebuchse in der Kurbelwelle in Ordnung ist. Es entsteht durch das Spiel im Lager zwischen Eingangs- und Ausgangswelle. Wichtig ist das Axialspiel des Vorgeleges (Anlauscheiben verschleissen) und meist ist die Vorgelegewelle unter den Buchsen bzw. bei Dir unter den Nadellagern eingelaufen. Letztere laufen direkt auf der Welle und sind doof zu montieren. Das radiale Spiel merkst Du nur durch Anheben des Vorgelege. Was Du mit dem Ausgangslager meinst, verstehe ich nicht. Das Lager muss fest auf der Welle sitzen.

Die Wellen samt Lager haben immer axiales Spiel, begrenzt durch das Spiel in der Verzahnung. Die Lagesicherung erfolgt durch Kupplungsglocke und Getriebehals. Ich bin kein Perfektionist, wenn ich früher Getriebe überholt habe, wurden (bei Bedarf) nur die Synchronringe, das Nadellager (bzw. die Buchse) zwischen Eingangs- und Ausgangswelle, die Vorgelegewelle, die Anlaufscheiben, die Buchsen bzw. die Nadellager auf der Vorgelegewelle, Dichtungen und Getriebehals-Simmering getauscht.

80W90 GL4 ist Hypoidöl und gehört da rein.
Viele Grüße
Marc

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Mr. Stone
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von Mr. Stone »

Hallo,
vielen Dank für die Einschätzung! Bei mir lässt sich das Lager am Getriebeausgang im Getriebegehäuse verschieben, bis das Zahnrad am Gehäuse innen anliegt. Allerdings wird das ja durch Montage des Getriebehalses fixiert. Ich bin nun allerdings immer noch auf der Suche nach der Ursache für die mahlenden Geräusche, die das Getriebe das ganze Jahr von sich gegeben hat. 1. Vermutung: Die Papierdichtung zum Getriebehals ist recht dick gewesen, sodass evtl. das Zahnrad des Rückwärtsganges am Zahnrad auf der Hauptwelle geschliffen hat, weil die Distanzhülse, die auch durch den Getriebehals begrenzt wird zu weit nach außen wandern konnte.
2. Vermutung: falsches Öl (Ölgemisch), da ich ja im Frühjahr nur nachgefüllt habe und nicht weiss, was vorher drin war. Im Getriebe war alles mit Schaum benetzt, also lauter kleine Bläschen. Das hab ich so noch nie gesehen.
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superspitchris
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von superspitchris »

Die Lager sitzen immer, absolut immer fest im Gehäuse. Wenn du das von Hand verschieben kannst, stimmt was am Gehäuse nicht oder am Lager nicht....die Lager / Wellen werden mit einem Ziehhammer demontiert. Wie der Lagerzapfen des Nadellagers an der Hauptwelle aussieht, kann man auch erst nach Demontage erkennen, die Lagernadeln im Vorgelege montieren ist Spielerei, wenn man denn weiss wies geht und das richtige Werkzeug hat....oft sind auch mal die Synchronkörper an der Verzahnung ausgeschlagen...usw...usw....
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marc
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von marc »

Hallo Chris, dann hätte ich bislang nur vermackte Gehäuse, wenn ich das Vorgelege abgesenkt habe, konnte ich die Eingangswelle immer, mit vergleichsweise wenig Widerstand natürlich samt Lager, herausnehmen. Sie fiel nicht raus, aber einen Ziehhammer dafür.... Wenn Du das Vorgelege ohne Hilfswelle montierst und die Nadeln nicht vernünftig eingeklebt oder zu lang sind, finde ich das schon fummelig, spätestens wenn man die Anlaufscheiben reinsteckt, zumimdest für jemanden der das nicht täglich macht. Die andere Herausforderung ist der Sprengring, der die Räder auf der Hauptwelle sichert. Mahlende Geräusche kenne ich eigentlich nur von den Schaltgabeln und verschlissenen Vorgelegewellen.
Zuletzt geändert von marc am 6. Jan 2019, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Marc

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superspitchris
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von superspitchris »

Schau dir das Werkstatthandbuch an, dort wirst du das Originalwerkzeug zum Entfernen der Wellen finden, ein Ziehhammer eben
Zu lange Nadeln kenn ich nicht, ich weiss aber auch nicht was hier so alles aufm Markt ist und wie ich schon schrieb: Das richtige Werkzeug, also auch eine Dummywelle.....und eine ordentliche Sprengringzange......
Der Hersteller hatte wohl eher nicht im Sinn, dass Hobbybastler mal die Getriebe reparieren, also brauchts halt auch ein wenig
" Spezialwerkzeug " um richtig zu arbeiten
Hier das Originalwerkzeug zum abziehen der Wellen: Nr 3072 und S4235A-2
Unbenannt.PNG
Ach ja, und hier das Werkzeug zum einschlagen der Wellen
Unbenannt.PNG
wer die Wellen einfach so in das Gehäuse klopft, darf die Lager bald wieder wechseln....
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von Mr. Stone »

Hallo,
inzwischen habe ich die Ursache für die Getriebegeräusche gefunden: eine "lustige" Bastelarbeit eines meiner Vorgänger. Der Zapfen der Getriebeausgangswelle ist auf 10mm abgedreht worden und aus einer aufgebohrten Steckschlüsselnuss wurde eine Hülse aufgesteckt, die sich im Laufe der Zeit verschlissen hat.
Getriebeausgangswelle.jpg
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von marc »

Und was machste? Du hast eine 2te Ausgangswelle oder? Übrigens finde ich die Idee gar nicht schlecht, vielleicht schlecht gemacht. War das Nadellager noch fest in der Eingangswelle? Ich habe das noch nie zerstörunsfrei demontiert bekommen. Möglicherweise ist die Eingangswelle auch von einem 3 Synchro, da ist nur eine Buchse drin.
Viele Grüße
Marc

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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von superspitchris »

Nadellager fest in der Eingangswelle ??
Die MK1-3 3 Synchro hatten ein Nadellager mit Hülse, das ist in die Eingangswelle eingepresst.
Wie man sieht ist das hier aber ein MK4 Getriebe mit Nadelkranz, der steckt lose in der Eingangswelle, wie auch beim single rail nur kleiner. Gleitlager gab es zwischen Eingangs und Hauptwelle nie.
Die Hauptwelle kann man schon auf diese Weise reparieren, allerdings muss eine passende Hülse aus vernünftigem Stahl angefertigt und aufgeschrumpft werden, sonst funktioniert das nicht
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von marc »

Ok, Chris Du hast Recht, ich habe tatsächlich schon zu lange nichts mehr an Getrieben gemacht, die frühen Lager waren in der Eingangswelle verpresst, die späten lose, deswegen hab ich sie auch nie rausbekommen. Aber ich meine mich zu erinnern, dass es die Eingangswelle auch mit Buchsen anstatt Käfiglagern gab, so wie auch die die Lagerung des Vorgeleges, vielleicht finde ich noch Fotos, aber egal, spielt hier ja keine Rolle. Wenn ich mich recht erinnere haben auch die Zapfen der Hauptwellen andere Durchmesser zwischen 3 und 4 Synchro.
Viele Grüße
Marc

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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von superspitchris »

Wie gesagt, Gleitlager gab es dort nie, nicht mal in den frühen Herald 948er Getrieben
Zapfendurchmesser ist bei den 3 rail immer 1/2", sogar beim GT6, egal welcher Typ Lager verbaut ist oder 3 / 4Synchro
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Re: Getriebe reparieren

Beitrag von Mr. Stone »

Da bin ich jetzt doch einigermaßen beruhigt. Ich habe das Getriebepuzzle mit vielen Tricks wieder zusammen bekommen und die Ein- und Ausgangswellen nebst Nadellager ließen sich ganz einfach zusammen und auseinander schieben. Jetzt "kleben" die Synchronringe etwas auf den Konussen, wenn man in den Leerlauf schaltet. Ich hoffe mal, dass sich das legt, wenn Getriebeöl drin ist. Im Ölladen meines Vertrauens gibt es allerdings nur GL4 Getriebeöl oder GL5 Hypoid-Getriebeöl. Ich tendiere zu Ersterem. Was meint Ihr?
Vielen Dank für Eure Mithilfe
Frank
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